Ich habe ein Problem.
Also gelinde gesagt bin ich entsetzt. Und zwar über die Schulpflicht.
Seit nun mehr 100 Jahren existiert die allgemeine Schulpflicht in Deutschland. 1919 wurde sie innerhalb der Weimarer Verfassung staatlich festgeschrieben. Bis zu diesem Zeitpunkt war es Sache des Mannes innerhalb der Familie für die Bildung der Kinder zu sorgen. Das wurde grundsätzlich nicht kontrolliert. Dies führte zu einer sozialen Ungleichheit. Kinder reicher Familie bekamen Hauslehrer zur Seite gestellt oder wurden in Privatschulen geschickt. Kinder armer Familien erhielten keine Bildung.
Bis heute wird es vielfach als Überzeugung angesehen, dass der Staat als »Vormund« von Kindern aus nicht unterrichtsfähigen Familien dienen muss. Sprich es wird als Kindeswohlgefährdung angesehen, wenn dem Schulzwang nicht nachgekommen wird. Und der Staat legitimiert auf diese Weise, dass er Gewalt anwendet, um Kindern der Schule wenn nötig auch gegen ihren Willen zuzuführen.
In „Das Unterrichtswesen des preußischen Staates“ von 1855 heißt es hierzu indes „Der Staat tritt also lediglich als Obervormünder der Recht- und Schutzlosen abwehrend ein, um dem Kinde die Möglichkeit zu verschaffen, sich wenigstens die zur Entwickelung der Geisteskräfte und zum Fortkommen im Leben unentbehrlichste Bildung zu erwerben. Der eigene Wille des Kindes könnte, wäre es bestimmungsfähig, vernünftigerweise kein anderer sein; diesen ergänzt der Staat.“ (Mohl 1885)